Angela Merkel hat in ihrer beruflichen Laufbahn bestimmt schon so einiges gesehen. Doch als ihr im Dezember 2016 vor Beginn des CDUParteitages im Presserummel das erste Mal eine 360-Grad-Kamera auffiel, führte das zu interessierten Nachfragen ihrerseits – und dazu, dass das entsprechende Video im Anschluss ein Internet- Hit wurde. Das Beispiel zeigt: 360-Grad ist ein Trend, der derzeit viele umtreibt. Noch vor gut zehn Jahren war es schließlich undenkbar, Panoramaansichten virtuell zu erleben, geschweige denn mit einmaligem Auslösen die gesamte Umgebung aufnehmen zu können. Vorbei sind die Zeiten, als man noch zwingend selbst zu dem Berghotel fahren und sich dort höchstpersönlich umschauen musste, wenn man sich von dem beworbenen Gipfelpanorama überzeugen wollte.
Als Google 2007 mit seinem Online-Dienst Google Street View erstmals ausgesuchte, nur in den USA verfügbare 360-Grad-Ansichten aus der Straßenperspektive vorstellte, war das noch revolutionär und verleitete zum spontanen Sightseeing ganz ohne Kofferpacken. Seitdem haben sich die Technik und die entsprechenden Angebote rasant entwickelt. Die Möglichkeit, vor der Buchung des Hotels vom heimischen PC aus dessen Umgebung auf Restaurants oder Verkehrsanbindung hin zu checken, gehört heute schon längst zum Standard. Ob in der Hotel- oder Immobilienbranche – per 360-Grad-Tour durch die Räume sind Interessenten heute oftmals vor dem Besuch schon virtuell Tor und Türen geöffnet. Während Touren aus mehreren zusammengefügten Bildern bestehen, gehen 360-Grad-Videos sogar noch weiter, indem sie auch bewegte Bilder und Ton zeigen. Das virtuelle Reisen durch 360-Grad-Welten spart heute kaum einen Bereich aus. So kann man sich bequem vom Sofa aus mittels interaktivem Video auf dem Mars umsehen, kann per Live-Stream beim Raketenstart dabei sein, sich mitten in eine Pinguin-Kolonie in der Antarktis oder aber – ein kurzer Blick nach links und rechts bestätigt es – als einziger Zuschauer zu einem ganz privaten Chorkonzert in den Kölner Dom klicken. Nasa, Vogelschutznetzwerk BirdLife International und WDR sind da keine Ausnahmen: Dass Social Media-Plattformen wie YouTube und Facebook 360-Grad-Videos unterstützen, hat den Trend ordentlich angefacht. Dabei kann der Betrachter in den Bewegtbildern nach oben, unten, vorne, hinten, links und rechts sehen – ganz so, als wäre er mittendrin im Geschehen.
Beim Empfänger bedeuten Panoramamotive eine Horizonterweiterung, für Werbetreibende dagegen erweitern sie den Spielraum. Denn – die Technik macht’s möglich – Rundumblicke lassen sich mittlerweile auf vielerlei Arten realisieren: An tristen Regentagen sorgen z.B. vollflächig fotorealistisch bedruckte Regenschirme dafür, dass Touristen dank Panoramamotiv dennoch beste Aussicht genießen können, und bescheren so dem Stadtmarketing ein hohes Maß an Aufmerksamkeit. Und auch Panoramabälle mit z.B. Stadionansichten sind mittlerweile möglich. Mit solchen und ähnlichen 360-Grad-Ideen lässt sich ein trendbewusstes Produktportfolio auf perfekte Weise abrunden.
// Rebecca Klug
Bildquelle: Balldesigner (2); Fotolia (1); pano.city Marketing (1); Toyota Deutschland (1)