Die digitale Kommunikation erfreut sich einer neuen Währung: Während die Autorität des geschriebenen Wortes immer mehr verblasst, erstrahlen Bildzeichen in allen erdenklichen Farben und prägen zunehmend den Dialog. Manche bedauern das, wittern gar die Verlotterung der Sprache. Andere betrachten Emojis & Co. als stimmungsvolle Spielerei, mit der sich schnöde Textnachrichten auflockern und Gefühle auf den Punkt bringen lassen. Emojis als menschelnder Faktor, wenn man so will, der liefert, was im persönlichen Dialog üblicherweise Mimik, Gestik und Tonalität leisten. Ein weiteres Plus der Bildzeichen: Sie sind augenblicklich erfassbar, und das über alle Sprachgrenzen hinweg. Als Geburtshelfer dieser gefühlvollen Kommunikation gilt der US-amerikanische Informatikprofessor Scott Fahlman, der 1982 mit drei Satzzeichen – Doppelpunkt, Strich, Klammer – das erste Emoticon (Kofferwort aus Emotion und Icon) zusammensetzte und damit auf den humorigen Unterton seiner Nachrichten verwies. Ende der 1990er Jahre folgten die ersten Emojis (japanisch für Bildzeichen) für den Messenger-Dienst eines japanischen Mobilfunkanbieters und lösten die Strichgesichter Stück für Stück ab.
Heute, gut zwei Jahrzehnte später, sind die Emojis aus der digitalen Kommunikation kaum noch wegzudenken. Laut Swyft Media, ein Tochterunternehmen des Schriften- und Technologie-Anbieters Monotype, werden täglich 41,5 Mrd. Nachrichten mit 6 Mrd. Emojis über mobile Messaging-Apps versendet. Und ihre Anzahl steigt stetig: Neben Emotionen wie verliebt, traurig, böse oder überrascht gibt es Prinzen und Prinzessinnen, Skifahrer, Weihnachtsbäume, Sonnenuntergänge, Tacos, müde Miezen u.v.m. Die Benutzung der einzelnen Zeichen weist dabei interessante regionale Unterschiede auf, wie eine Studie der Tastatur-App Swiftkey aus dem Jahr 2015 zeigt: Australier haben demnach ein besonderes Faible für Alkohol- und Junkfood- Symbole, Franzosen zeigen vorzugsweise Herz, und arabische User verwenden im Vergleich zum Durchschnitt dreimal so gerne das Bikini-Symbol.
Abseits dieser Einsätze fungieren Emojis & Co. mittlerweile auch in der analogen Welt als Werbebotschafter. So platzierte z.B. Pepsi-Cola seine sogenannten Pepsimojis in diesem Sommer großformatig auf Dosen und Flaschen. Überdies wurden in einem stationären Shop in New York T-Shirts und Smartphonehüllen verkauft, die sich mit den gebrandeten Symbolen individualisieren ließen, sowie Kekse und Haushaltswaren im Pepsimoji- Design. Weitere Verkaufsschlager im Retail: Luftmatratzen in Emoji-Form sowie Jogginghosen mit Emoji-Print, die laut dem Google Fashions Trend Report im Jahr 2015 zu den angesagtesten Kleidungsstücken zählten. Auch die haptische Werbung hat das Thema längst auf dem Radar, zumal bei der Emoji- Kommunikation immer eine große Portion Humor mitschwingt, die Unternehmen nur allzu gerne für sich nutzen. Mit vielfältigen Produkten, darunter Golfbälle, Schirme, Einkaufstaschen, Plüschpantoffeln oder Tassen mit ansteckbaren Emoji-Buttons, übersetzt die Branche den Trend in handfeste Werbeträger und ermöglicht es Unternehmen so, nicht nur digital, sondern auch haptisch mit Gefühl zu werben.
// Andrea Bothe
Fotos: Happy Rain (1); Mahlwerck (1); Thinkstock (1)